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In diesem Artikel möchte ich Dir Mut machen, wenn Du ein Baby in Beckenendlage hast! Ich berichte Dir ausführlich, wie es mir mit dieser Diagnose ergangen ist, welche Maßnahmen ich getroffen habe und worauf Du Dich einstellen musst.
Ich hoffe sehr, ich kann Dir damit helfen! Bitte schreibe mit doch Deine Ängste oder Fragen in die Kommentare! Wenn ich Dir weiterhelfen kann, werde ich das gerne tun. Auch über Deine Erfahrungen mit Beckenendlage würde ich mich in den Kommentaren freuen.
Ich selbst habe mich lange und mühsam zu dem Thema informieren müssen. Wenn wir alle unser Wissen teilen, können Neu-BEL-Mamis einfacher die richtigen Entscheidungen für sich treffen.
BEL / Beckenendlage – Was ist das?
Ich hatte eine traumhafte erste Schwangerschaft. Ich freute mich auf eine ganz natürliche Geburt. Dann, in der 29. Schwangerschaftswoche, stand da plötzlich diese Abkürzung im Mutterpass. BEL. Beckenendlage. Ich hatte dasnoch nie gehört und wirklich absolut nicht als mögliches Problem auf dem Schirm…
Nur ca. vier Prozent aller Babys befinden sich um den Geburtstermin herum in Beckenendlage. Sie liegen nicht wie die meisten Babys im Mutterleib. Standard wäre Kopf nach unten. Bei einem Baby in Beckenendlage ist der Pops unten. Es sitzt quasi in Mamas Bauch und will mit dem Popo zuerst auf die Welt.
Es ist normal, das ein Kind während der Schwangerschaft mal mit dem Kopf, mal mit dem Popo unten liegt. Ärzte gehen davon aus, dass es sich im Durchschnitt bis zur 32. SSW mit dem Kopf nach unten drehen wird. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Drehung rapide weil das Platzangebot für das Baby schrumpft.
Es soll aber auch Kinder geben, die sich das mit der Geburtsposition einen Tag vor der Geburt nochmal überlegen – und dann doch noch den Pops nach oben und den Kopf nach unten schieben.
Mein Baby hat es sich nicht überlegt. Es blieb bis zum Schluss dabei. Ich hatte den Ausnahmefall. Pops zuerst, Mama!
Wenn es bei Dir ähnlich ist, verzweifle nicht! Ich teile mit Dir jetzt alle meine Erfahrungen. Wenn Du Dir eine spontane Geburt wünschst, sei versichert: Das ist möglich!
Was sagte mein Frauen-Arzt?
Ende der 29. Schwangerschaftswoche stellte mein Frauenarzt die Diagnose Beckenendlage. Der Arzt meinte: Ja, ich bin ja jetzt in Urlaub und danach kuck ich mal ob das Baby dann danach immer noch so liegt. Neuer Termin für SSW 37. Es gab keinerlei Aufklärung was eine Beckenendlage für die Geburt bedeuten oder welche Konsequenzen das nach sich ziehen kann.
Gar nix. – Ich sag es gleich, ich habe mich ganz allein durch den ganzen Prozess gewurschtelt. Wäre ich erst nach dem Urlaub des Arztes in die Spur gegangen, wäre ich aus Unwissenheit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf einem Op-Tisch mit Kaiserschnitt gelandet.
Ich hatte zufällig Glück, weil ein Kollege von mir mit etwas Vorlauf den gleichen Fall mit seinem Baby hatte. Seine Erfahrungen und Tipps waren Gold wert. So erfuhr ich von der Möglichkeit einer äußeren Wendung des Kindes und auch, dass es sehr wohl Ärzte gibt, die Beckenendlagen als ganz normale Geburt durchziehen.
Beckenendlage – Wo kann ich denn so entbinden?
Ich hatte mir lange überlegt welches Krankenhaus es für mich sein sollte. Ich träumte von einer natürlichen Geburt. Einer Wassergeburt. Ich besuchte die Kreißsaalführung und entschied: Ja, hier sollte es sein!
Dann kam die offizielle Anmeldung: Ah, Beckenendlage, sagte die Dame, naja Wasser können Sie da vergessen und da machen wir dann sowieso einen Kaiserschnitt. Und so stand plötzlich – aus blitzeblauheiterem Himmel – ein Kaiserschnitt vor mir. Ich war sehr verzweifelt.
Aber dann kam mein Kollege und erzählte, es gebe eine Klinik, die auch Geburten aus Beckendlagen im Repertoire habe. Dort gebe es auch die Möglichkéit zur äußeren Wendung. Ab dem Moment war mir klar: Dort muss ich hin!
Methoden zur Wendung – Drehung bei Beckenendlage
Ich wußte nun, es gibt eine Möglichkeit, das Kind von aussen drehen zu lassen. Das klang erstmal toll. Es klang nach einer Möglichkeit. Doch schnell hörte ich Schauergeschichten. Man erzählte mir von abgerissenen Plazentas, verhedderten Nabelschnuren, geschädigten Kindern und fast verbluteten Müttern. Von den meisten hiess es: So eine Wendung würde ich nie machen lassen.
Ich bekam es also wieder mit der Angst zu tun… So etwas wollte ich meinem Baby natürlich nicht antun. Dann doch der Kaiserschnitt? Ich fühlte mich bescheiden.
Ich googelte, welche Möglichkeiten es gibt, das Kind auf natürliche Weise zum Drehen zu animieren – und fand mehrere:
1. Taschenlampen- und Glöckchen-Methode
Gehör und Sehsinn Deines Babys funktionieren so spät in der Schwangerschaft schon. Die Methoden sollen so funktionieren: Mit der eingeschalteten Taschenlampe fährst Du immer im Kreis über deinen Babybauch. Innendrin erscheint für Dein Baby ein hellerer Fleck. Wenn es neugierig ist, will es dem Licht nach und dreht sich so.
Mit dem Glöckchen klingelst Du ebenfalls im Kreis herum um den Bauch. Dein Baby wird hellhörig, wendet sich dem Geräusch zu und dreht sich. Soweit die Theorie. Ich hab geleuchtet und geklingelt wie eine Irre. Hat nichts gebracht.
2. Indische Brücke
Die indische Brücke ist eigentlich eine Yoga-Übung. Du legst dich rücklings auf einen festen Untergrund, am besten mit Yogamatte. Du stellst Die Füße hüftbreit auf, lässt die Arme neben dem Körper liegen und hebst beim Ausatmen das Becken an. Jetzt schiebst Du Dir ein Kissen so unter den Po, dass Du diese Position für ein paar Minuten halten kannst.
Ziel ist, dass Dein Baby aus deinem Becken ein Stück herausrutscht und es sich drehen kann. Es kann sein, dass Dir bei Übung komisch wird, weil das Gewicht des Babys auf Deine Blutbahnen drückt. Höre dann sofort damit auf. Am besten Du machst die Brücke nur unter Aufsicht.
Ich habe die Brücke so oft gemacht. Leider erfolglos.
3. Moxen
Diese Methode habe ich nicht ausprobiert. Es ist eine Art Akukpunktur. Manche Hebammen bieten das an. Ich hatte keine Vorsorge-Hebamme gefunden. Aber das ist eine andere Geschichte. Beim Moxen wird ein glühendes Stäbchen vor einen Akupunkturpunkt am Zeh gehalten. Durch die Leitbahnen Deines Körpers soll die Wärme das Kind dann den Impuls zum Drehen erhalten.
4. Die äussere Wendung – Beckenendlage Erfahrungen
Die Methoden zur sanften Wendung in Eigenregie hatten versagt. In der 35. SSW entschied ich mich – gegen meine Angst – doch zur Beratung für eine äußere Wendung zu gehen. Mein oben schon angesprochener Kollege hatte es nämlich in der auf Beckenendlagen spezialisierten Klinik meiner Stadt versucht und Glück gehabt. Sein Kind hatte sich unkompliziert drehen lassen.
Um den Termin für die Wendung zu bekommen, musste ich mehrfach eine spezielle Sprechstunde besuchen, in der es um Erfolgsaussichten der Wendung ging – aber auch um die Erfolgsaussichten einer spontanen Geburt aus Beckenendlage. Es wurde viel untersucht und es gab viele Informationen. Größe, Gewicht, Kopfumfang, Fruchtwasser, Lage des Mutterkuchens, wie die Beine genau liegen, wo die Nabelschnur ist, sogar mein Geburtskanal wurde vermessen. Die Bedingungen seien ideal für eine spontane Geburt.
Nach diesen Gesprächen habe ich entschieden: Ich mache die Wendung – und wenn sie floppt, werde ich auf eine spontane Entbindung setzen. Doch zunächst zur Wendung.
Ich hatte also Gottseidank noch einen Termin bekommen. Es war das Ende der 36. Schwangerschaftswoche. Zur Information: Wendungen werden meines Wissens nur bis zur 38. SSW durchgeführt. Das Zeitfenster ist also klein. Du bleibst bei so einem Versuch auf jeden Fall eine Nacht zur Nachkontrolle und Überwachung im Krankenhaus. Du bekommst einen Zugang gelegt und ein OP hat für Dich Bereitschaft, so dass im Falle eines Falles ein Notkaiserschnitt gemacht werden kann
Leider hat die Wendung bei mir nicht geklappt. Das Kind war schon drei viertel rum, aber ich habe es dann nicht mehr ausgehalten und begann zu hyperventilieren. Die Ärzte haben, wie es besprochen war, sofort abgebrochen.
Tja, wie war das? Krass, würde ich sagen. Ich war total positiv und hatte mir vorgenommen, ganz locker zu bleiben und zu atmen – komme was da wolle. Mein Körper war aber überfordert und hat ganz klar seine Grenze gezeigt. Mir war klar, dass es kein Spaziergang würde, aber in der Heftigkeit hatte ich es nicht erwartet.
Würde ich es wieder machen? Ja. Es waren “nur” ein paar Momente mit krassen Schmerzen. Ich glaube aber ca 50-60 % alle Wendungen klappen. Dann wartet eine normale Geburt. Das ist doch etwas, das motiviert.
Wenn es nicht klappt, klappt es halt nicht. Die Ärzte haben sofort abgelassen als es nicht mehr ging. Und bei Komplikationen hätte es eben den Kaiserschnitt gegeben, der sowieso im Raum stand.
Spontane Geburt aus Beckenendlage – Geburtsbericht BEL
Nach der frustranen äußeren Wendung, stand es für mich also fest: alle Kriterien für die vaginale Entbindung waren gegeben. Ich würde es versuchen.
Eine spontane Geburt aus Beckenendlage wird nur dann gemacht, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Das Gewicht und das Kopf-Bauch-Verhältnis des Babys wurden geprüft und ebenso seine exakte Lage.
Mein Becken wurde vermessen. Unser Kind lag gottseidank in einer reinen Steißlage und nicht quer im Bauch. Seine Beine waren nach oben geschlagen. Die Ärzte sagten dazu “Klappmesser.” Mir wurde ein “Traumbecken” bescheinigt.
Angst dass der Kopf des Babys stecken bleibt? Ja, die hatte ich! Aber schließlich wurden mein Becken und Babys Kopf vermessen, die Ärzte kennen spezielle Handgriffe, die dem Kind durch den Geburtskanal helfen und letztlich gibt es immer noch den Dammschnitt als Option.
Ich bekam einen Krankenbeförderungsschein und die Anweisung, sollte die Fruchtblase platzen, unbedingt im Liegen transportiert zu werden. Es bestünde Gefahr, dass das Baby sich die Nabelschnur abklemmt, wenn es mit dem Popo in den Geburtskanal rutscht.
Ich wartete also auf die Wehen. Sie kamen und kamen nicht. Schließlich wurde es leider eine Einleitung. Weil es nur schleppend losging, bekam ich irgendein Beruhigungsmittel um zu schlafen – von dem mir leider furchtbar schlecht wurde. Gleichzeitig startete mein Körper die Geburt im Vollspeed-Modus.
Das war anstrengend, abgefahren, krass und unvergesslich, auch wenn die Details verschwimmen. Ich hab meine ganze Kraft gegeben und hatte zwischendrin das Gefühl, die Kraft reiche nicht. Irgendwie habe ich es aber doch geschafft. Ich hörte entfernt die Kommentare der Ärztin, wie das Kind entwickelt werden müsse.
Am Ende brachte ich das Baby im Vierfüßlerstand zur Welt. Ich denke im Nachhinein, die Geburt selber war vermutlich eine Geburt wie jede andere auch.
Hüftdysplasie nach Beckenendlage
Geburt gemeistert – Gefahr vorbei? Am Tag nach der Geburt hatte ich den Schock meines Lebens. Während ich schlief, legte man meinem süßen, perfekten Baby eine Pavlik-Bandage aus zig Lederriemen und Metallschnallen an.
Eine Pavlik-Badage ist ein Gestell, das die Knie permanent an den Oberkörper zieht. Mein Kind sah darin ungelogen aus wie Robocop und das traf mich ohne jede Vorbereitung. Ich hatte Schnappatmung und hab geheult vor Entsetzen.
Liegt das Kind lange in Beckenendlage, stehen die Chancen für die Hüften schlecht. Sie können dann oft nicht ausreifen. Das nennt man dann Hüftdysplasie. Kinder, die davon betroffen sind, bekommen als Erwachsene Probleme mit dem Laufen.
Mit einer Pavlik-Bandage kann man dem vorbeugen. Beine und Hüften des Babys werden durch die Bandage in einer bestimmten Position fixiert – und die Knochen können so doch noch gut reifen.
4 Monate trugen wir die Bandage ohne Unterlass. Das war nicht besonders praktisch. Stoffwindeln konnte ich vergessen. Tragen war auch nicht so richtig drin. Ich habe das Ding gehasst. Aber es hat geholfen. Minis Hüftknochen stehen im Moment total normal.
Ultimative Tipps bei Beckenendlage:
- Auch wenn Dein Kind nicht in Beckenendlage liegt, beschäftige Dich rechtzeitig mit diesem Thema. Dein Baby kann sich bis zum letzten Tag drehen! Bist Du dann nicht vorbereitet, landest Du vielleicht in der falschen Klinik.
- Auch wenn Ärzte Dir sagen: Da machen wir eine Sectio! Such Dir ein Krankenhaus. Es gibt Kliniken mit Spezialisten für spontane Beckenendlagen. Es muss nicht zwangsläufig der Kaiserschnitt sein!
- Wenn die Bedingungen stimmen, sind die Risiken nicht höher als bei jeder anderen Geburt. Schließlich läuft bei “normalen” Geburten auch längst nicht immer alles glatt. Wenn irgendwas schief geht, kann immer noch ein Not-Kaiserschnitt erfolgen.
- Es gibt die Möglichkeit, das Kind von aussen zu wenden. Termine für äußere Wendungen gibt es aber nicht wie Sand am Meer. Und das Zeitfenster für diese Massnahme ist recht klein., ca. 37-38. SSW: Wenn Du Dich dann erst um die richtigen Ansprechpartner kümmern musst , verlierst Du wertvolle Zeit.
- Zieh Deine tägliche Damm-Massage gewissenhaft durch!
- Mach dich gefasst auf ein Baby mit Hüftdysplasie und das Tragen einer Pavlik-Bandage.
Wenn Du’s fühlst, dann machs: Mein Gefühl hat mir von Anfang an gesagt, dass eine normale Geburt das Richtige für mich ist. Ich wollte keinen Kaiserschnitt. Die Geburt war dann tatsächlich auch ein positives Erlebnis: vaginal, ohne PDA oder irgendwelche Schnitte. Es ist alles gut gegangen. Du schaffst das auch!
Hast Du Frage, Ängste oder kannst Du Erfahrungen zu diesem Thema teilen? Dann schreib mir bitte schnell einen kleinen Kommentar!
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Liebe Grüße,
Antje
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